Einfluss tektonischer Aktivitäten auf Proben zur Altersbestimmung

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  1. Verformung und Strukturveränderungen der Proben
  2. Erwärmung und Metamorphose
  3. Einschluss und Entmischung von Materialien
  4. Veränderung der chemischen Zusammensetzung
  5. Beispielhafte Auswirkungen auf Datierungsmethoden

Verformung und Strukturveränderungen der Proben

Tektonische Aktivitäten führen häufig zu erheblichen Verformungen von Gesteinen und Sedimenten, die für die Altersbestimmung verwendet werden. Durch Prozesse wie Faltung, Verwerfung oder Metamorphose können ursprünglich geschichtete oder homogene Gesteinseinheiten mechanisch beansprucht und verändert werden. Diese Verformungen beeinflussen die mineralogische Zusammensetzung und die physikalischen Eigenschaften der Proben. Beispielsweise können Kristallstrukturen in festen Mineralien umorientiert, zerbrochen oder neu kristallisiert werden. Solche Veränderungen haben Auswirkungen auf radiometrische Altersbestimmungen, da die Ausgangsbedingungen für Zerfallsprozesse nicht mehr unverändert vorliegen. Insbesondere Methoden wie die Argon-Argon- oder Uran-Blei-Datierung können durch eine Neubesetzung der Minerale oder durch diffusive Prozesse beeinträchtigt werden, was zu einem sogenannten "Reset" oder einer Anomalie im gemessenen Alter führen kann.

Erwärmung und Metamorphose

Tektonische Vorgänge sind oft mit hohen Druck- und Temperaturbedingungen verbunden, die zu Metamorphose führen. Durch diese thermischen Einflüsse können radioaktive Elemente mobilisiert und in neue Minerale umverteilt werden, wodurch das Alter der Probe verfälscht wird. Die Hitze während metamorpher Prozesse kann zudem zur Neustrukturierung von Kristallen führen, was eine ursprüngliche geochronologische Signatur zerstört und eine erneute Zeitmarkierung im Rahmen der Metamorphose setzt. Somit spiegeln die Altersdaten möglicherweise nicht mehr das ursprüngliche Alter der Gesteinsbildung wider, sondern das Alter der metamorphischen Umwandlung.

Einschluss und Entmischung von Materialien

Durch tektonische Bewegungen können unterschiedliche Gesteinspakete miteinander verpresst werden, was zur Einschleusung von Fremdmaterial oder zur Vermischung unterschiedlicher Alterskomponenten führen kann. Solche Prozesse erschweren die Interpretation der Altersbestimmung, da gemessene Proben Alterswerte verschiedener Herkunft enthalten können. Insbesondere in komplexen tektonischen Zonen können Proben Fragmente enthalten, die unterschiedlichen Ursprungs sind, wodurch eine eindeutige Zuordnung des Altersproblematisch wird.

Veränderung der chemischen Zusammensetzung

Fluidbewegungen entlang tektonischer Störungen können chemische Umwandlungen in Gesteinen hervorrufen. Diese hydrothermalen Prozesse können Elemente aus der Probe herauslösen oder hinzufügen, was ebenfalls die Genauigkeit der Altersbestimmung beeinflusst. Zum Beispiel kann durch Fluidinfiltration der Verlust von Tochter- oder Mutterisotopen eintreten, was zu einem falschen oder gestörten radiometrischen Alter führt.

Beispielhafte Auswirkungen auf Datierungsmethoden

Die oben beschriebenen Effekte wirken sich unterschiedlich auf die verschiedenen Altersbestimmungsverfahren aus. Radiometrische Methoden, die auf der Messung radioaktiver Zerfallsprodukte basieren, sind besonders sensibel gegenüber tektonisch verursachten Veränderungen. Thermolumineszenz- oder optisch stimulierte Lumineszenz-Datierungen können durch Umwelteinflüsse ebenfalls beeinflusst werden, wenn tektonische Bewegungen zu einer Neubeleuchtung oder Erwärmung der Probe führen. Insgesamt erfordert die Interpretation von Altersdaten aus tektonisch aktiven Gebieten eine sorgfältige Berücksichtigung dieser möglichen Störungen und, wenn möglich, die Integration mehrerer Datierungsmethoden zur Validierung der Ergebnisse.

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